Samstag, 16. April 2022

Karsamstag - Tag des Übergangs - Impuls zu Ostern 2022

Foto: Zach Lucero on Unsplash

Gestern Gedenken an Jesu Leiden und Sterben und heute Nacht Feier der Auferstehung mit Osterhalleluja. Wie kann das gehen angesichts des fortdauern­den Karfreitags um uns herum? Seit sieben Wochen schnüren uns die Schreckensnachrichten des Ukraine-Krieges die Kehle zu. Und wie in einem Kaleidoskop tauchen darin auch noch all die anderen Krisen auf: Hunger, Artensterben, Klimawandel, Corona, Krieg und Massenflucht.

Wie ein schwerer Stein lastet das auf der Seele. Ohnmächtig frage ich mich mit den drei Frauen am frühen Ostermorgen, die zum Grab Jesu gehen, um seinen Leichnam zu salben: Wer wälzt uns den Stein weg?

Genauso bin ich bei den zwei Freunden Jesu, die sich mit hängenden Köpfen und getrübten Sinnen nach der Kreuzigung nach Emmaus aufmachen. In ihrer Trauer erkennen sie Jesus nicht in dem Be­gleiter, der ihnen geduldig mit den Worten der jüdischen Propheten den Sinn zu erklären ver­sucht: „Musste der Messias nicht all das erleiden?“

„Musste“ uns erst ein kleines Virus an die Zer­brech­lichkeit des Lebens erinnern? Musste uns der aktuelle Krieg aus dem Narkoseschlaf heraus­reißen, um die Realität zu sehen? Muss uns das ukrainische Volk an das hohe Gut der Freiheit und der Demokratie erinnern, wofür es mit allem jetzt einsteht? Wussten wir nicht, dass es nicht egal ist, wie ich mich fortbewege, mich kleide, wie ich wohne und heize und was ich esse?

In der Feier der Osternacht gibt es für mich ein starkes Zeichen: die kleine Flamme der Osterkerze durchbricht die Finsternis. Das Licht ist stärker und breitet sich aus auf die vielen kleinen Kerzen, die den Kirchenraum mit warmem Licht erhellen. Das gibt mir Mut aus der Ohnmacht herauszutreten. So wie die vielen Kerzen haben auch wir Macht und Kraft.

So wird Ostern für mich zum Fest des Lebens und der Hoffnung. Gottes Liebe wird auch uns führen vom Dunkel ins Licht, vom Tod ins Leben. Darauf dürfen wir vertrauen, dafür können wir unser Leben einsetzen!

Bernhard. Bernhard Werner (veröffentlicht in der Rheinpfalz „Über den Kirchturm hinaus", 16.04.2022)

 

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