Freitag, 29. Mai 2020
Gedanken zu Pfingsten 2020
Einladung, mit dem lebendigen Christus heute zu rechnen und sich vom Heiligen Geist zu Zeugen des Lebens und der Liebe verwandeln zu lassen.
In wenigen Tagen feiern wir das hohe Pfingstfest. 50 Tage nach Ostern beenden wir die wichtigste Zeit des Kirchenjahres und bitten gemeinsam um die Gabe des Heiligen Geistes. Wie die Jünger um Maria geschart, leben wir aus der Hoffnung, dass uns Gottes Geist zu jeder Zeit und an jedem Ort neu beleben kann. Eine solche Zuversicht brauchen wir heute im Jahr 2020: denn weltweit erleben alle Menschen Einschränkungen und Bedrohungen, die noch vor einem halben Jahr undenkbar gewesen wären. Die Corona – Krise zieht uns in ihren Bann und lähmt uns bisweilen.
Bei meinem Nachdenken sind mir Sätze eingefallen, die spielerisch etwas aussagen können. Diese Sätze drehen sich um die Buchstaben C und G:
C hat uns fest im Griff.
Mit C hätte keiner gerechnet.
C beschäftigt uns alle.
C kann jeden treffen.
G regiert Kirche und Welt.
G zwingt zu schwierigen Entscheidungen.
G befreit von Angst.
Ohne G ist alles schwierig.
Wenn Sie diese Sätze lesen, können Sie bei C Corona oder Christus einsetzen, bei G Geld oder Geist. Mich hat es verblüfft, wie sich die Bedeutungen dann wandeln. Und genau um diese Wandlung geht es beim Pfingstereignis. Die verängstigten Männer und Frauen, die Jesus gefolgt sind, treten unerwartet mutig auf und verkünden das neue Leben in Christus. Die ganze Schöpfung lebt auf und jubiliert, wie es einige beliebte Pfingstlieder ausdrücken. Geduld und Langmut mit Treue sind Früchte des Heiligen Geistes.
Das Pfingstfest 2020 ist die Einladung, mit dem lebendigen Christus heute zu rechnen und sich vom Heiligen Geist zu Zeugen des Lebens und der Liebe verwandeln zu lassen. Die Gegenwart Jesu hilft uns, mit der momentanen Situation richtig um zu gehen. Der Atem Gottes, der Heilige Geist, schenkt auch uns einen langen Atem, sodass wir nicht die Köpfe hängen lassen, sondern die Freude der von Christus Erlösten ausstrahlen. Der alltägliche Umgang mit der Krise erfordert Disziplin und Nüchternheit, Beharrlichkeit und Ausdauer nähren sich von einem inneren Feuer, das in uns brennt. Selbst wenn wir im eigenen Herzen oder in unseren Gemeinden nur noch ein kleines Flämmchen erspüren können, der Heilige Geist kann die scheinbar verglimmende Glut zum Lodern bringen, wie es alte Ordensleute einmal in einem begeisternden Buch geschrieben haben.
Meine Lieblingsbitte an Pfingsten lautet daher: „Komm, Heiliger Geist, besuch die Herzen Deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer Deiner Liebe.“ Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch persönlich den Mut haben zu beten: „Komm, Heiliger Geist, entzünde in mir das Feuer Deiner Liebe!“ Wenn wir mit solchem Gottvertrauen das hohe Pfingstfest begehen, werden wir staunen und jubeln dürfen, inmitten dieser Welt und ihrer Krisen. Davon bin ich überzeugt. Frohe Pfingsten!
Text: Matthias Bender, Pfarrer der Dompfarrei Pax Christi Speyer