20.12.2020 - Vierter Advent
Die Begnadete
Stockender Atem.
Furcht ohnegleichen.
Erstarren. Erbleichen.
Fremde Rede wie Rauschen.
Hören ohne zu vernehmen.
Ruhig werden,
lauschen.
Umhüllt vom Wunder
sich wundern.
Aufnehmen,
noch nicht annehmen.
Vorsichtig atmen,
noch nicht aufatmen.
Zaghaft, zögerlich,
dann stark und klar:
die Kraft zu fragen,
das Nein zu denken,
das Ja zu erwägen,
das Ja zu wagen,
das Ja zu schenken –
es frei zu sagen!
Glaubend,
liebend,
hoffend,
vertrauend
auf deinen Plan.
Dorothee Sandherr-Klemp (zu Lk 1,26-38)
aus: Magnificat. Das Stundenbuch 12/2020, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer; www.magnificat.de In: Pfarrbriefservice.de
13.12.2020 - Dritter Advent
Geist der Freude
Sich freuen.
Freude öffnet und bewegt.
Freude bleibt nicht bei sich.
Freude teilt sich mit.
Löscht den Geist nicht aus.
Offenbleiben
und in Bewegung –
auf das Kommende,
auf das Kommen des Herrn hin.
Löscht den Geist nicht aus.
Beten und Danken
in der Bewegung der Freude,
die nicht erstickt,
nicht ruhiggestellt werden soll.
Löscht den Geist nicht aus.
Unerhörtes hören –
und es weitersagen.
Prophetisches Reden
nicht verachten.
Löscht den Geist nicht aus.
Sich tragen lassen
und andere tragen.
Sich rufen lassen:
von IHM.
Dorothee Sandherr-Klemp (zu Thess 5,16-24)
aus: Magnificat. Das Stundenbuch 12/2020, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer; www.magnificat.de In: Pfarrbriefservice.de
6.12.2020
Das Haus vom Nikolaus
Ohne den Stift abzusetzten, entsteht mit acht Linien das "Haus vom Nikolaus"
Wer bekommt es hin? Ein Impuls zum Zeichenrätsel.
Beim Haus vom Nikolaus denke ich nicht nur an dieses lustige Rätselspiel, sondern auch an die irdische und himmlische Heimat des Heiligen. Das Haus vom Nikolaus mit einem einzigen Zug zu malen ist eine kleine Kunst. Es ist sozusagen "aus einem Guss". Wenn man das von einer Arbeit oder einem Bauwerk sagt, bedeutet das: Da ist etwas besonders gut gelungen.
Warum ist das Haus vom Nikolaus besonders gut? Wir wissen nichts von seinem Wohnhaus, wohl aber von seinem Lebenshaus. Von ihm wird viel Gutes erzählt, so viel, dass wir sagen können: Nikolaus war selbst "ein gutes Haus". Er hat ein offenes Haus für Menschen in Not. Er hilft Kindern und Jugendlichen, weckt sogar Tote wieder auf und stellt die Täter zur Rede. Er rettet Seeleute aus einem Sturm und kämpft in einer Hungerzeit für die Leute in Myra um Brotgetreide.
Nikolaus hat auch ein offenes Haus, ein offenes Herz für Gott, für seine Liebe und seinen Ruf. Schon mit 19 wird er Priester, bald wählen ihn die Christen von Myra zu ihrem Bischof. Das ist kein bequemes Leben. Er setzt sich ein für seine Leute, ist beim ersten Konzil im Jahr 325 dabei, wo um Kernpunkte des Glaubens regelrecht gestritten wird, vor allem darum, ob Jesus mehr ist als ein besonders guter Mensch: Nikolaus und viele andere setzen sich durch: Jesus ist wirklich und wahrhaftig Gottes Sohn - sonst gäbe es wohl auch kein Weihnachten. Nikolaus ist auch für sich selbst ein gutes Haus. Wer sich selbst nicht mag, kann anderen nicht gut sein. Nikolaus schätzt sich, weil er sich getragen erlebt von der Liebe Gottes. Das gibt ihm Freiraum und Mut, den Ruf Gottes anzunehmen, und Fantasie, ihn auszuführen.
Sein Name ist zusammengesetzt aus zwei griechischen Wörtern: "nike" und láos", also Sieg des Volkes, man könnte auch sagen: Sieg des Menschen. Darum geht es Gott: Die Menschen sollen "Gewinner", sollen glücklich sein. Deshalb beruft er Menschen wie den heiligen Nikolaus, dass sie ihr Leben heller machen. Die kleinen Geschenke am Nikolaustag erinnern uns daran, dass das Leben schön und gut zu uns ist - und dass wir im Teilen mithelfen, dass es mehr Menschen gut geht. Denn das Haus vom Nikolaus soll ja bestehen. Und die eigentliche Kunst ist nicht, es mit nur acht Strichen zu zeichnen, sondern Menschen spüren zu lassen, dass wir ihnen gut sind - weil Gott uns gut ist.
Gebet:
Guter Gott, wir danken dir für den heiligen Niklaus. Durch ihn machst du uns Mut, deine Liebe zu empfangen und großzügig auszuteilen.
Begleite und behüte uns auf unserem Weg und lass es Weihnachten werden in unseren Herzen. Amen
Nach Michael Lehmler aus "Die Botschaft heute".
6.12.2020 - Zweiter Advent
Vom Warten
Die Gesichter der Wartenden –
genervt, gelangweilt,
angespannt,
matt, müde, leer.
Was erwarte ich?
Was erwartet mich?
Wartezeit als Un-Zeit,
Nicht-Zeit, Zwischen-Zeit;
Warten als verlorene Zeit,
als hohle und als leere Zeit.
Was erwarte ich?
Was erwartet mich?
Warten als gefüllte Zeit,
als Lebens-Zeit,
als Hoffnungszeit,
Warten in Verbundenheit.
Was erwarte ich?
Was erwartet mich?
Die Gesichter der Wartenden –
lebendig, offen, froh:
Wartezeit im Hoffnungskleid
erfüllter, ja ganz anderer Zeit.
Dorothee Sandherr-Klemp
aus: Magnificat. Das Stundenbuch 12/2020, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer; www.magnificat.de In: Pfarrbriefservice.de
30.11.2020
Zuversicht im Advent
„Wer traurig ist, wird wieder froh.
Verzweifelte werden getröstet sein.
Verheißen hat Gott es uns so.
Und alle dürfen sich freun.
Wir warten und hoffen.
Wir hoffen und warten.
Wir wissen ja alle davon:
Gott schickt uns seinen eigenen Sohn.
Ein Kind kommt zu uns auf die Welt.
Das Kind wird ein mächtiger König sein.
Ein König, der treu zu uns hält.
Und alle dürfen sich freun.
Ein König des Friedens.
Ein König der Freude.
Wir wissen ja alle davon:
Gott schickt uns seinen eigenen Sohn.
Viel stärker als Leid und als Not.
Und in seinem Reich wird stets Friede sein.
Viel stärker als Krieg und als Tod.
Und alle dürfen sich freun.
Ein König des Friedens.
Ein König der Freude.
Wir alle wissen davon:
Gott schickt uns seinen eigenen Sohn.
Wer traurig ist, wird wieder froh,
Verzweifelte werden getröstet sein.
Verheißen hat Gott es uns so.
Und alle dürfen sich freun.
Wir warten und hoffen.
Wir hoffen und warten.
Wir wissen ja alle davon:
Gott schickt uns seinen eigenen Sohn.“
(Text: Rolf Krenzer)