Die Darstellung Jesu im Tempel
Mit der Darstellung Jesu erfüllen Maria und Josef alttestamentliches Gesetz. Jeder erstgeborene Sohn wurde zur Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten als Eigentum Gottes angesehen und musste symbolisch von ihm losgekauft werden. Den Loskauf konnten die Eltern bei jedem Priester im Land erfüllen. Doch der Evangelist Lukas (2,21-40) berichtet, dass dies für Jesus im Tempel zu Jerusalem geschehen ist. Für die Juden ist er die Wohnstätte Gottes, der Ort, von dem das Heil ausgeht. Nur hier kann der wahre Messias ausgerufen werden.
Als Maria und Josef mit Jesus den Tempel betreten, kommen wieder weise Menschen, um dem Kind zu huldigen. Es sind Simeon und die Prophetin Hanna, beide sehr alt. Sie haben ihr ganzes Leben unter die Führung Gottes gestellt und können nun Entscheidendes über Jesus sagen. Jesus ist nicht nur der Messias und Befreier Israels, sondern das Licht für alle Völker. Frieden, Heil, Rettung sind allen Menschen angeboten. Eine Verheißung, die Staunen erweckt und die Angst vor der Zukunft nimmt bis in den Tod hinein. Aus dieser Hoffnung heraus kann Simeon sprechen: „Jetzt kann ich in Frieden sterben“.
Was die Juden als Heil vom Tempel erwarten, ist christlichen Menschen durch Jesu Tod und Auferstehung geschenkt worden.
Die Eltern Jesu bringen zwei Tauben mit, die Opfergaben der armen Leute. Ihre Opferung kann auch als Hinweis auf das Leid Jesu gesehen werden.
Der Tempel in Jerusalem
Er war für die Juden die „Mitte der Welt“. Hier beging das Volk die großen Feste. Den Tempel umgab ein großer Vorhof, von Säulenhallen eingefasst. Hier standen die Händler und verkauften Opfergaben, Opfertiere und wechselten das Geld in Tempelwährung. Lehrgespräche und Gebete fanden hier statt. Treppen führten zum inneren Tempelhof. Warntafel verboten allen Heiden den Zutritt. Durch die „Schöne Pforte“ gelangte man in den Frauenvorhof. Nur bis hierhin durften jüdische Frauen gehen. Über kreisförmig angeordnete Stufen gelangte man durch das Nikanor-Tor weiter zum Männervorhof. Hinter ihm lag der Priesterhof. Dort stand der Brandopferaltar und das Wasserbecken zur Reinigung für die Priester.
Das Tempelhaus bestand aus dem Heiligen und dem Allerheiligsten. Im Heiligen stand der Räucheraltar für Weihrauch, der Schaubrottisch und der siebenarmige Leuchter, die Menora. Man betrat diesen Raum durch eine Doppeltür und einen mit Sternen bestickten Vorhang.
Das Allerheiligste barg früher die Bundeslade mit den Gesetzestafeln. Zur Zeit Jesu aber war es leer. Gott hat weder Name noch Gestalt.
Ein Vorhang trennte das Heilige vom Allerheiligsten. Der Evangelist Matthäus berichtet, dass dieser beim Tod Jesu zerriss.
Wenn die Tore geöffnet waren, konnte man bis zum Vorhang vor dem Heiligen sehen.
Neben den Priestern tat auch der Hohepriester im Tempel Dienst. Er hatte den Vorsitz im Hohen Rat. Über dem weißen Untergewand trug er eine blaue Robe, deren Saum mit Quasten und anderem Schmuck gefasst war. Darüber kam ein westenartiges Kleidungsstück. Das Brustschild war eine mit 12 Edelsteinen besetzte Tasche, das an die 12 Stämme Israels erinnerte.
Im Jahre 70 n. Chr. wurde der Tempel von Kaiser Titus zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Text: Heimatkundlicher Arbeitskreis Oggersheim, Michaela Ferner