Anbetung der Könige


Magier aus dem Osten

Das Matthäusevangelium erzählt: „Als Jesus zur Zeit des Herodes in Bethlehem geboren wurde, kamen Magier aus dem Osten… Und den Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war... Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter und huldigten ihm.“

Außerhalb des Judentums galten Magier als Experten in Sachen Philosophie, Astrologie und Naturwissenschaften. Sie waren Sterndeuter und weise Männer.

Da die Bibel die Anzahl der Weisen nicht nennt, schloss man aus der Anzahl der Geschenke, dass es sich um die heilige Dreizahl handeln müsse. Und da die drei Gaben als Königsgeschenke galten, wurden sie zu Königen.

„Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben.“(Psalm 72,10-11)

Auch in Anlehnung an diesen Psalmvers aus dem Alten Testament kann man von Königen sprechen.

Die Heiligen Drei Könige

Ab dem 8. Jahrhundert sind die Namen festgelegt. Seit dem 12. Jahrhundert verkörpern sie die damals bekanntenErdteile und die drei Lebensalter, Jüngling, Mann und Greis, die das Kind (das vierte Lebensalter) anbeten.

Melchior (hebräisch: König des Lichtes) ist der Älteste unter ihnen, ein Mann im Greisenalter. Sein roter Mantel mit weißem Hermelinbesatz ist die Kleidung des abendländischen Herrschers. Er ist der Vertreter Europas.

Balthasar (hebräisch: Gott schützt es) ist der reife Mann. Er trägt orientalische Kleidung und ist der König Asiens. Er könnte sowohl aus den arabischen Ländern Kleinasiens kommen oder aus Indien. Vielleicht lebt in ihm die Erinnerung fort, dass der Apostel Thomas den Handelsstraßen folgend in Indien missioniert hat.

Kaspar (hebräisch: Schatzträger) ist der Jüngste unter den Dreien. Seine dunkle Hautfarbe verrät, dass er aus Äthiopien stammt und der Vertreter Afrikas ist. Schon vor der europäischen Missionierung gab es dort christliche Gemeinden, die in den koptischen Kirchen weiterleben.

So ist aus der Erzählung des Matthäusevangeliums  ein vollständiges theologisches Konzept geworden: die Mächtigen der Welt, die Alten und Jungen, die Vertreter aller Erdteile beten das Kind an, in dem Gott Mensch geworden ist. Es ist der Messias Israels – doch von Anfang an finden Fremde den Weg zu ihm. Ein neues Gottesvolk entsteht.

Die Bedeutung der Königsgeschenke reicht weit zurück und birgt tiefen Sinn:

Melchior bringt Gold als Symbol für das All, die Macht, den Reichtum und die Ewigkeit.

Balthasar bringt Weihrauch aus Arabien als Ausdruck für Opfer und Anbetung, Gottesnähe und Menschlichkeit.

Kaspar bringt Myrrhe, eine Heilpflanze, die einen Hinweis auf den späteren Tod Jesu und die Einbalsamierung des Leichnams gibt. Sie kann auch ein Zeichen der Andacht sein.

In anderen Deutungen steht das Gold für den König, der Weihrauch für den Priester und die Myrrhe für den Heiland der Völker.

Drei Tiere – ein Hinweis auf drei Kontinente

Das Kamel ist das Reit- und Lasttier der Völker Kleinasiens und ist somit der Vertreter Asiens. Symbolisch steht das Kamel für gute Wahrnehmung und Genügsamkeit. Es findet Wasser in der Wüste als Lebensquell.

Der Elefant ist ein Sinnbild für Stärke und Geduld und steht für den afrikanischen Kontinent.

Das Pferd verkörpert Schnelligkeit und ist der Repräsentant Europas.

Text: Heimatkundlicher Arbeitskreis Oggersheim, Michaela Ferner