Die Herbergssuche

Die Weihnachtsgeschichte des Evangelisten beginnt mit dem Befehl des Kaisers Augustus, dass alle Untertanen im römischen Reich sich in Steuerlisten registrieren lassen müssen. Dies muss dort sein, wo die Familie ihren Ursprung hat. Josef ist Bürger von Nazareth in Galiläa, doch er stammt aus dem Hause Davids und ist darum verpflichtet, nach Bethlehem in Judäa zu ziehen. Dort ist die Heimat der Davidsfamilie. Josef nimmt Maria, seine schwangere Frau, mit auf die Reise. Hundert Kilometer sind es von Nazareth nach Bethlehem. Ein beschwerlicher Weg für eine Frau im neunten Monat.

So kommt es, was in den alten Schriften vorausgesagt ist. Maria bringt das durch den Engel angekündigte Kind, den Messias, in Bethlehem zur Welt. So steht es beim Propheten Micha:

„Du Bethlehem bist keineswegs die geringste unter den Städten Israels, denn aus dir wird hervorgehen, der Messias." (Micha 5,1)

Geburt im Stall

Das Kind wird in einem Stall geboren, da in der Herberge kein Platz war. Der Evangelist erzählt nichts von einer Herbergssuche oder von abweisenden Menschen. In den Herbergen gab es keine Einzelzimmer. Es waren Massenquartiere. So könnte der Hinweis auch bedeuten: Dort in dem Stall bist du mit der Frau, die bald ihr Kind zur Welt bringen wird, besser aufgehoben.Oder das Paar fand Unterkunft im Haus einer ärmeren Familie. Diese Häuser bestanden meistens nur aus einem Wohnraum und einem Nebenraum, einem Stall. Dann war die Geburt in diesem Raum nichts Ungewöhnliches.

Legenden von der Herbergssuche als Trost

Doch die alten Legenden erzählen, dass Maria und Josef in Bethlehem lange und beschwerlich eine Herberge suchten. Auch diese Geschichten enthalten viel Wahrheit und sind sehr tröstlich. Schon als ungeborenes Kind und als Säugling teilt Jesus das Schicksal der Armen; der Menschen in Not, die auf Hilfe angewiesen sind oder die Schutz und Geborgenheit suchen. Auch heute klopft Jesus an die Türen, oft in der Gestalt eines Bruders oder einer Schwester, die Hilfe brauchen. Aber Jesus findet in dieser Welt nicht nur offene Türen.

Die Bilder und Spiele von der Herbergssuche nehmen auch vorweg, was Jesus später von sich selbst sagt:

„Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ (Lk 9,58)

und die Worte aus dem Anfang des Johannesevangeliums:

Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh 1,11)

Text: Heimatkundlicher Arbeitskreis Oggersheim, Michaela Ferner