25.03.2020

Bewegte Zeiten

Gedanken zur Umstellung auf die Sommerzeit

(Erstveröffentlichung im Pilger vom 29.03.2020)

Von Samstag auf Sonntag wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt
Auch in diesen bewegten Zeiten wird die Uhr umgestellt: In der Nacht auf Sonntag von 2 auf 3 Uhr. Englische Merksätze bieten gute Eselsbrücken zur Umstellung: „Spring forward“, „hüpf nach vorne“ heißt der eine frei übersetzt. „Spring“ ist das englische Wort für Frühling. Also: Im Frühling geht es nach vorn mit der Uhrzeit. Im Spätjahr (englisch „fall“) heißt es dann „fall back“.
In diesen bewegten Zeiten steht nun etwas völlig „Alltägliches“ an – die Umstellung der Uhren auf Sommerzeit. Gedanken dazu von Bernhard Werner, Gemeindereferent in Ludwigshafen.

Manches erscheint mir, als wäre es vor Wochen gewesen, sozusagen in einer anderen Zeit. Dabei war es erst vor elf, zwölf Tagen, wie etwa die Schließung der Schulen. Unser Leben wird in kurzer Zeit kräftig durchgerüttelt. Vieles ist ganz anders, Normales nicht möglich, wie der Besuch von Schule, Kino, Theater, Restaurant und...
Ach ja, dann steht an diesem Wochenende etwas an, woran vielleicht die wenigsten denken: Umstellung auf Sommerzeit, wie stets am letzten Märzsonntag. Alle Uhren müssen eine Stunde vorgestellt werden. Gottseidank machen dies die meisten Uhren per Funk selbst. Nur „Museumsstücke“ brauchen noch unsere Hilfe.

Ist die Sommerzeit derzeit ein wichtiges Thema oder ist sie, wie so manche Konstrukte von Menschenhand, die vor kurzem noch als unverzichtbar und unverrückbar galten, eher zweitrangig? Ich jedenfalls habe meine Zeit schon längst umgestellt. Ich stehe auf, wenn es hell wird (so gegen sechs): Bete den Angelus und genieße es dann, allein in Stille zu frühstücken. Allmählich stellt sich dann der Rest meiner Familie ein. Danach „fliege“ ich in die „Casa Santa Marta“, wo Papst Franziskus jeden Tag um 7 Uhr die Messe dank Live-Sendung quasi für die ganze Welt feiert. Es ist eine ganz neue Erfahrung, direkter, persönlicher, näher. Dies nicht nur, weil der Computer-Bildschirm nur 50 Zentimeter von meiner Nase entfernt ist.

Aber die menschengemachte (Uhr-)Zeit ist für viele aktuell nicht so wichtig. Etwa für die Schüler oder Menschen im Homeoffice bzw. Überstundenabbau oder in Kurzarbeit. Etwas ist für mich gut: Die Nachrichtenmagazine im Fernsehen kommen gewissermaßen eine Stunde früher, und ich komme so schneller ins Bett. Aber für die Menschen in wichtigen Diensten, wie im Krankenhaus, bei der Polizei oder Müllabfuhr, bedeutet es, eine Stunde früher aufstehen. Es bedeutet in der Übergangszeit mehr Stress, der zusätzlich am Körper zehrt.

„Meine Zeit steht in deinen Händen“ – als Lied oder Vers aus Psalm 31 bekannt, meint eine ganz andere Zeit – unser Leben von Geburt bis Tod in all seiner Vielfalt und Freude und Leid. Wenn wir darauf vertrauen können, kommen wir leichter durch diese schweren Tage – und schaffen auch die Zeitverschiebung.