17.04.2021

Einer geht mit

- auch wenn es beschwerlich wir

(erschienen unter „Über den Kirchturm hinaus“ in Rheinpfalz, Lokalausgabe Ludwigshafen, 17.04.2021)

Zurzeit wird der Machbarkeitswahn „alles in der Hand zu haben“, als Illusion entlarvt. So schrieb ich an diesem Ort letztes Jahr zum Sonntag nach Ostern. Dessen Botschaft der Barmherzigkeit verstand ich als Zuspruch: Gott sagt jedem Menschen zu: „Ich nehme dich in barmherziger Liebe an, mit all deinen Ecken und Kanten, in deiner Zerbrechlichkeit und Gebrochenheit. Du bist in meiner Hand geborgen!“ Oder aus Sicht des Psalms 31: „In deiner Hand steht meine Zeit.“

Dennoch gilt es, so muss ich nun hinzufügen, jeden einzelnen Tag zu leben und durchzustehen. Viele praktische und lebenswichtige Fragen fordern uns heraus. Letztlich geht es um meine Haltung, meinen Halt. Woran halte ich mich fest? Worauf steht mein Leben? Was trägt mich durch die Krise hindurch?

Wir sind mitten in der 50-tägigen Osterzeit. Das Ereignis der Auferstehung geschieht nicht nur in einem Augenblick, sondern hat viel mit einem Weg und Bewegung zu tun. Nach dem Verfasser des Lukas-Evangeliums sind Christen immer auf dem Weg. Dabei brauchen sie Vorbilder, Zuspruch von anderen und das Gebet. Er spitzt dies in seiner Apostelgeschichte in einer 50-tägigen „Dehnung“ der Zeit zwischen Auferstehung und Geistsendung an Pfingsten zu. Trotz der Begegnung mit dem lebendigen Jesus trauen sich seine Freundinnen und Freunde nicht aus dem Haus und verharren gemeinsam im Gebet.

Das tröstet mich. Auf dem langen Weg durch die Pandemie darf es auch Zeiten geben, in denen ich mich resigniert, müde und schwach zurückziehen darf. Dennoch bleibt die gegenseitige Zusage wichtig: Du bist nicht allein. Wir sind nicht allein. Letztlich weil da jemand „mit uns geht, der das Leben kennt und versteht“, wie es in einem Lied heißt. Jesus, der „Herre Christ“, der durch den Tod gegangen ist, will uns „durch Leid und Freuden geleiten“.

Egal, ob wir uns Christen derzeit wie damals in den „Häusern“ versammeln und im Gebet „ausharren“ können, gilt es diese Osterbotschaft hinauszutragen – in Wort und Tat - mitten hinein ins Leben.